Vor mehr als 15 Jahren (exakt am Donnerstag, 17. November 2005, 11:11 Uhr) wurde ich Mitglied bei XING, nun im Juni 2020 verabschiede ich mich nach mehr als 10 Jahren als aktiver Nutzer von der Plattform. Die mehr als 15 Jahre sind schon so eine wirklich große Zeitspanne, bedenkt man die Schnelllebigkeit im Netz, wirkt es wie eine halbe Ewigkeit. Der Hauptgrund zur Entscheidung für eines der beiden Business Netzwerke ist der Fokus auf eine Sache, statt halbherzig bei zwei Dingen dabei zu sein. In diesem Artikel stelle ich meine persönlichen (und total subjektiven) Gründe vor, warum ich mich für LinkedIn statt XING entschieden habe.
Hauptgrund ist der volle FOKUS auf nur ein Business Netzwerk!
Sebastian Bluhm
Vorüberlegung der Reichweite LinkedIn vs. XING
Zuerst habe ich mir die reinen Zahlen beider Netzwerke kurz angeschaut. XING kommt nach eigenen Angaben im DACH Raum auf rund 18 Millionen Mitglieder. Bei LinkedIn verkündete Barbara Wittmann von LinkedIn vor wenigen Tagen das Erreichen der Marke von 15 Millionen Mitgliedern im DACH Raum. Spannend ist hierbei das Momentum im Wachstum, da LinkedIn von November 2019 bis zum Juni 2020 mehr als 2 Millionen neue Mitglieder aus dem DACH Bereich gewinnen konnte. Jenseits der nackten Zahlen war für mich zudem ein wichtiger Faktor, ob meine XING Kontakte auch bei LinkedIn aktiv sind. Bei meinem persönlichen Netzwerk bzw. Zielgruppe waren die Personen in einem hohen Grad auf beiden Plattformen zu finden.
1. Grund: Legacy Gefühl vs. Business Social Network
Je mehr ich mich mit beiden Business Netzwerken beschäftigt habe, desto stärker fallen mir die Unterschiede auf. LinkedIn, Tochterunternehmen von Microsoft, hat in den letzten Jahren viele Dinge richtig gemacht. Es wurde kontinuierlich an einer Plattform gebaut, die den Anspruch eines umfangreichen Business Social Networks hat. Die Generierung von Informationen durch die Nutzer innerhalb der Plattform wurde durch viele Features gefördert, zahlreiche bekannte Businessgrößen sind zudem als Influencer gewonnen worden. Die Verweildauer (wohl auch ein Hauptziel) innerhalb der Plattform sollte damit deutlich steigen und LinkedIn zu einer Quelle für viele Themen und Informationen werden.
Bei XING kommt bei mir ein oben beschriebenes Gefühl nicht wirklich auf, die Plattform bekommt zwar immer mal wieder einen frischen Anstrich, wirklich große Änderungen kann ich nicht feststellen. Der gesamte Newsbereich, in der ungewöhnlichen Kacheloptik, wirkt irgendwie angebaut und ist nicht richtig (jedenfalls für mich) in die Seite integriert. Es gibt zwar Artikel und auch Diskussionen, mir ist der gesonderte Weg dorthin aber meist zu aufwändig. Beispielhaft wirkt es wie ein bestehendes Haus mit vielen nachträglichen Anbauten und Erweiterungen.
2. Aktivität
Ein (natürlich) ebenfalls sehr subjektiver Faktor war die Aktivität in meinem Netzwerk bzw. Feed. In den letzten Jahren bei XING wuchs zwar mein Netzwerk stetig an und ich teilte auch Informationen und tauschte mich mit Personen aus, gefühlt wurde es jedoch immer ruhiger. Meine Vermutung war insoweit, dass sich viele aus dem Kanal inhaltlich abgemeldet hatten und ggf. überhaupt nicht wußten, dass Anfragen dort offenen waren oder Nachrichten auf sie warteten. Absolut verständlich bei dem Social Media Overkill und Informationsüberangebot, dass hier irgendwann einfach zu viele Dinge auf Menschen einprasseln. Entweder man fokussiert sich dann radikal, oder sieht das Internet vor lauter Informationen nicht mehr. Dieses Phänomen durchzieht in den letzten Jahren konsequent die Gesellschaft in fast allen Altersstufen. Einer der Hauptgründe für die Wahl nur „EINES“ Business Netzwerkes war genau die Fokussierung darauf, um es auch wirklich nutzen zu können.
3. Mangelnde Identifikation als Unternehmer
Ich frage mich schon relativ lange, wofür XING eigentlich steht?
Sebastian Bluhm
Exemplarisch ist mir neulich eine Werbeanzeige präsentiert worden, dass ich doch das ProJobs Abo rabattiert abschließen können. Das Alleinstellungsmerkmal dieses Paketes ist, dass man angeblich viel mehr Anfragen von Recruitern erhalten würde. Und genau diese Stelle zeigt mir mein Problem mit der Positionierung von XING auf. Meinem Gefühl nach ist die Recruiterdichte (auch von Drittdienstleistern) auf der Plattform schon ziemlich hoch. Der Fokus von XING scheint der Blick auf Mitarbeiter/Angestellte zu sein. Absolut okay und natürlich verständlich. Ich fühle mich als Unternehmer durch diese Ausrichtung schon längere Zeit nicht mehr emotional angesprochen.
4. Keine Artikel, Hashtags und Erwähnungen
Vor allem das aktive Einbringen mit Inhalten ist bei XING nur in geringem Umfang auf der Plattform möglich. Das Veröffentlichen von Artikeln (wie diesem) ist bei XING nicht möglich, lediglich kleine Posts mit maximal 420 Zeichen sind möglich. Auch die Nutzung von Hashtags für die Schlüsselthemen oder eine Erwähnung von Personen funktioniert nicht. Dies sind einzeln betrachtet natürlich keine großen Funktionen, in Summe möchte ich diesen (aus anderen sozialen Netzwerken bekannten) Komfort aber ungern missen. #Hashtags führen zu einer guten Filter/Tag Möglichkeit, die Erwähnung/Mention von Personen erleichtert die Kommunikation und auch Interaktion ungemein.
5. Keine Anbindung zu Social Media Tools
Ich verwalte und erledige einige Dinge mit Social Media Management Tools, wie z.B. Hootsuite oder Buffer. So kann man ziemlich bequem Beiträge mit diesen Tools für LinkedIn (sowohl für das private Profil als auch die Firmenseite) veröffentlichen und auch vorplanen. Für XING gibt es leider hier überhaupt keine Möglichkeit, derartige Dinge zu erledigen, hier ist es ein geschlossenes System für Drittanwendungen.
Fazit: Bei Migration viel Feedback erhalten
Aus den obigen Gründen stand für mich die Entscheidung zur Fokusänderung dann fest, vor wenigen Tagen habe ich dann beide Netzwerke abgeglichen. In einer aufwändigen Handarbeit prüfte ich zuerst alle meine Kontakte (immerhin fast 1.200 Kontakte) einzeln durch. Dann suchte ich die Personen auch bei LinkedIn heraus und fügte diese (falls noch nicht in meinem Netzwerk) mit einer kurzen Nachricht hinzu. Das Feedback war insoweit verblüffend, da einige Kontakte mir mein Gefühl bestätigten und/oder selbst auch diesen Weg bereits gegangen waren. Es ist ja auch kein ultimativer Abschied, sondern nur eine Fokussierung auf ein Netzwerk, vielleicht sieht es in ein paar Jahren schon wieder ganz anders aus.
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